Die Hamburger Artdirektorin und Künstlerin arbeitet seit mehr als 30 Jahren für Agenturen, Marken und Institutionen.
The artdirector and artist from Hamburg has been working for agencies, brands and institutions for more than 30 years.
In ihrem Studio in Hamburg werden Gestaltungskonzepte entwickelt, bei denen souverän und überraschend die Grenzen zwischen Kunst, Design, Produkt und Wirtschaft verschoben werden.
In her studio in Hamburg she develops design concepts that shift the borders between art, design, product and economy in a confident and surprising way.
Von Brand Identity bis Editorial Design, von der Konzeption bis zur Fertigstellung: Tanja Pfaff und Team liefern überzeugende Arbeiten, die vielfach im In- und Ausland ausgezeichnet wurden. Und das in allen Medien von Print über Websites bis hin zu Film und mehr.
Tanja Pfaff is involved in all aspects of Brand Identity and Editorial Design. From conception to final form she and her team produce award-winning work across all channels ranging from print to websites, film and more.
Was macht Tanja Pfaff? Und warum?
Das sagt sie am liebsten persönlich. In diesem Interview zu ihrer neuesten Arbeit.
Sieht fummelig aus, Frau Pfaff. Was wird das??
Gerade versuchen wir, eine Lampe zu gestalten, die so aussehen soll, als würden Motten, Nachtfalter und andere Insekten um den Lichtkörper flattern. Mehrere Elektromotoren mit unterschiedlichen Drehgeschwindigkeiten, Drehwinkeln und entgegengesetzten Drehrichtungen erzeugen die Illusion von natürlichen Bewegungen. Von außen sieht man sie dann als Schatten: als wären Insekten in den Lampenschirm geflogen. Ein Guckloch- und Schattenobjekt wie ein Theater. Schauen Sie nur! Das macht neugierig, wie das Leben. Und das ist mein Ziel bei allen meinen Arbeiten, ob im Auftrag oder frei. Ich spreche den Menschen zunächst emotional an. Schaut er näher hin, ist er überrascht, womöglich fasziniert. Ein Lächeln huscht über seine Seele.
Ihr Logo ist ein Drache. Gewagt oder Wagner?
Ich sehe ihn als traditionelles Wappentier, das für Wachsamkeit, Logik, Klugheit und Stärke steht. Woraus sich schon so allerhand ergibt. Drachen besitzen einen, analysierenden, verstehenden Blick. Sie bewegen sich souverän in den Elementen Erde, Feuer, Wasser, Luft. Mit dem Kopf in den Wolken und den Füßen auf dem Boden, so wie eine gute Gestaltung.
Wie kommt Ihre Idee aus dem Kopf?
Zunächst muss ich eine Idee haben! Sind Branche, Kunde oder eigenes Projekt neu, tauche ich erst einmal in die entsprechenden Welten ab. Bei Auftragsarbeiten folgt ein persönliches Gespräch, in dem ich auch Fragen stelle, die sich meine Kunden kaum selber je gestellt haben. Nur in solchen Dialogen ist es möglich, das Wesen der Branche, das Wesen des Geschäftes zu verstehen. Ein Gespräch ist durch nichts zu ersetzen.
Und dann wächst die Idee?
Wachsen ist mir zu passiv – kreative Arbeit ist aktive Arbeit plus Interesse. Ein Beispiel: Beim Kupferhersteller Aurubis habe ich mich intensiv mit dem Element Kupfer und seiner Herstellung beschäftigt, bis die Kupfer-Ionen durch meine Träume flogen. Ich habe die Unternehmensgeschichte studiert, das Verhältnis des Unternehmens zu seinen Kunden, seinen Mitarbeitern und allen anderen Stakeholdern. Ich habe mich von der Ästhetik des Materials, seiner Gewinnung und seiner Verarbeitung bis hin zur Industrieästethik faszinieren lassen. Nach diesen Vorarbeiten beginnt meine eigentliche kreative Arbeit. In diesem Prozess entstehen viele Alternativen, aber ich präsentiere zumeist nur die beste Lösung, weil ich ja keine Fleißpunkte sammeln, sondern überzeugen möchte. Damit beginnt ein Teamwork zwischen Kunde, Kreation und Produktion. Es endet, wenn alles gut ist. Und das zum vereinbarten Zeitpunkt.
Was schätzen Ihre Kunden an der Zusammenarbeit mit Ihnen?
Das ist natürlich bei jedem Kunden individuell. Meine preußische Ader allein kann es nicht sein. Vermutlich sind es Interesse und Begeisterungsfähigkeit, die ich jeder Aufgabe entgegenbringe. Da unterscheide ich nicht zwischen „Arbeit“ und „Leben“: Die Aufgabe wird zu meiner zweiten Natur. Vieles davon überträgt sich auf das gesamte Team, das leidenschaftlich und mit Freude an einer Sache arbeitet.
Wie haben Sie diese offensichtliche Berufung zum Beruf gemacht?
Erst wollte ich Freie Kunst studieren. Doch man hat ja Ideale. So erschien mir dieses Studium unpassend kommerziell und bürgerlich. Der Kunstbetrieb: Meisterschüler, Meisterklassen, Antichambrieren bei Sammlern und Galeristen – all’ das passte nicht zu meiner Vorstellung von Freier Kunst. Die sollte in meinen Augen ja eben frei auch von Verwertungsinteressen sein. Da schien mir die angewandte Kunst ehrlicher. Den Einstieg fand ich über Praktika – Grafikstudio, Kreativagenturen. Hier haben mich Menschen beeindruckt.
Und dann: beruflich Autopilotin?
Autodidaktin! Und das unverbesserlich! Immer aufnehmend, umsetzend, lernend. Wenn ich etwas wissen will, finde ich es heraus. Nur darauf kommt es an. Mich treibt ein großes Interesse an der Welt, an den Menschen, an den Dingen. Die möchte ich verstehen, auch in ihren Bezügen zueinander. Und aus diesem Verständnis heraus will ich sie wieder neu interpretieren. Neu für andere, aber auch für sie selbst. Das ist in meinen Augen: Fortschritt.
Das treibt mich an, auch ohne Auftrag.
Was ist für sie ein guter Auftraggeber?
Voraussetzung ist, dass ein Kunde seine Arbeit kennt und mag. Das ist nicht immer so. Aber nur so kann sich seine Begeisterung auf mich übertragen. Und dann schenkt er mir jene Freiheit und jenes Vertrauen, das zu Ergebnissen führt, die ebenso begeistern wie überraschen. Die mehr erzählen, als alle vorher wussten.
„Ich mache alles“?
Das Produkt oder die Dienstleistung muss mich überzeugen. Es muss in allen Richtungen hin sinnvoll sein. Angenehme Menschen und ein angemessener Zeitrahmen sind weitere Zutaten. Und ein realistisches Budget, Dann geht’s los. – Einfach los.
Das Budget – nur mit Goldkante, oder?
Realistisch sollte es sein. Und das heißt: Der Gegenwert muss stimmen. Der Gegenwert für den Kunden und der für meinen Aufwand. Dann passt es. Und nur so passt es. Meine Begeisterung für die Sache, für die Menschen, die stelle ich nicht in Rechnung, Denn davon profitieren alle, ich am meisten.
Was ist für sie: eine gute Arbeit?
Zum Schluss noch philosophisch? Eine gute Arbeit ist wie ein gutes Leben. Denn die eine ist Teil des anderen. Und nur wenn man ein Produkt, eine Innovation in Bezug zu diesem Leben setzt, entfaltet sie ihre Wirkung, ihren Wert. Dazu sollten Emotion und Leidenschaft kommen. Eine Arbeit ist also erst dann wirklich gut, wenn sie den Menschen als emotionales und rationales Wesen insgesamt anspricht: als ganzen Menschen.
Mehr?
Gerne! Anrufen, fragen!
In ihrem Studio in Hamburg werden Gestaltungskonzepte entwickelt, bei denen souverän und überraschend die Grenzen zwischen Kunst, Design, Produkt und Wirtschaft verschoben werden.
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